Sonntag, 3. August 2008

Das Angebot an Trekkingausrüstung ist überwältigend

Wir haben nun schon Ende Februar 2008 und so langsam aber sicher sollte ich mal an die Beschaffung meiner Ausrüstung denken. Die Zeit bis Ende Juni erscheint verdammt lang, wird uns aber schneller weglaufen als uns lieb ist.
Noch nie in meinem Leben habe ich derart weit voraus begonnen, einen Urlaub zu planen und hätte ich gewusst, was da an Aufwand auf mich zukommt, hätte ich mir gewünscht, die Zeit bis zum Urlaub wäre um ein vielfaches länger. Tobi und ich gehen die gesamte Organisation grundsätzlich gemeinsam an, wenn auch im Nachhinein dann jeder sich auf seinen Part spezialisierte. Ich hatte ja schon in einem früheren Kapitel angesprochen, dass Tobi mich, ohne dass ich auch nur den geringsten Wunsch geäußert hätte, mit Katalogen von Outdoor-Spezialisten versorgte. Und ich hatte mir vorgenommen, diese mal in einer ruhigen Stunde durchzusehen und so die für mich relevanten Artikel zu definieren und zu bestellen.
Bei diesem Vorhaben ist es aber auch geblieben, da ich schon nach Durchsicht der ersten Katalogseiten gemerkt habe, dass ich hier ohne fachmännischen Rat nicht weiterkomme. Das Angebot ist überwältigend und erschlägt einen fast. Und ich mit meiner DDR-Jugend-Wandererfahrung kann hier nicht mithalten. Es spielt keine Rolle, ob es hunderte von Schlafsack-Modellen sind oder die für diese Tour geeigneten Wanderschuhe – ich muss hier in jedem Fall passen und werde meinen Trekking-Spezialisten mit ins Boot nehmen müssen. Und so begrenzt sich dann meine Tätigkeit auf das Durchblättern der Kataloge und das Erstellen einer Artikel-Liste mit Dingen, die ich für wichtig halte, mitzunehmen. Wenn ich mir überlege, dass wir ja pro Mann nur 25 kg mitnehmen dürfen und dann dagegenstelle, was meiner Meinung nach mit muss, komme ich unweigerlich ins schwitzen. Diese Liste war aus meiner Sicht schon kurz, dennoch werden wir diese beim nächsten Zusammentreffen und der nächsten Tourbesprechung noch mal um die Hälfte kürzen, bevor es dann ans Bestellen und Einkaufen geht. Minimalismus ist angesagt………

Die Trekkingsocken sind das erste, was ich mir besorge. Der Preis von etwa 15,- EUR pro Paar – noch nie hatte ich mir der Art teure Socken gekauft – haut mich zwar fast um, aber im Nachhinein sollte ich nicht bereuen, dass ich hier, wie bei manchem anderen Ausrüstungsgegenstand, wirklich auf Qualität setze. Es ist schon bemerkenswert, was die Hersteller hier auf den Markt bringen. Schon nach dem ersten Einsatz auf relativ kurzer Strecke in der Umgebung des Wohnortes (so etwa 15 km am Stück) zeigt sich, dass diese Art Socken gut auf die Füße und das Schuhwerk abgestimmt sind und eine Laufqualität bieten, die mit Billigware oder gewöhnlichen Socken wahrscheinlich nie zu erreichen gewesen wäre. Kein Schwitzen – die Füße also nach diesem Marsch absolut trocken – und keine Druckstellen oder gar Blasen an den Füßen. Gigantisch.

Natürlich sind es nicht nur die Socken, die für einen guten Lauf stimmen müssen. Die Schuhe als solche sind nicht weniger wichtig. Aber welche? „Nimmst die ‚Island Pro’ von Meindl…….. Sind aus meiner Sicht die besten, die Du bekommen kannst. Hab die selber schon viele Jahre zum Trekking, Bergsteigen, Skifahren…….“ Ja gut, mit dieser Aussage hat Tobi mir zwar einen Tipp geben können, aber die Entscheidung muss ich letztlich doch selber treffen. Und ich tue mich momentan noch schwer mit dem Gedanken, diesen Typ Schuhe zu kaufen, da sie nicht gerade billig sind und ich mir zu dem Zeitpunkt auch noch gar nicht sicher bin, ob sich die Anschaffung solch teurer Schuhe wirklich rechnet. Also nochmals Preise vergleichen, Qualitäten abschätzen, Meinungen und Berichte anderer Wanderer und Bergsteiger lesen. Aber um vieles schlauer bin ich hier auch nicht geworden, da das Spektrum der Meinungen tatsächlich vom „Pantoffel für die Berge“ bis zum „nie wieder dieses Modell“ reicht. Gute Hinweise und Meinungen gibt es da auf den Web-Seiten fast aller Outdoor-Ausstatter. Nicht umsonst zählen die Betreiber dieser Seiten und die Mitarbeiter der Firmen zu den besten Spezialisten weltweit. Nach tagelangem Vergleichen, Abwägen, Anprobieren verschiedener Modelle und bestimmt nicht wenigen Zweifeln sollten es aber dann doch genau diese Schuhe werden, für welche ich mich entscheide. In einem Fachgeschäft vor Ort lege ich dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge knapp 220,- Euro auf den Tisch und nenne von nun an ein Paar Trekkingschuhe der Firma Meindl mein Eigen. Habe dann noch eine kurze SMS an meinen zukünftigen Wanderkameraden über den Vollzug des Schuhkaufs geschickt, welche er auch gleich beantwortet. „Das Gefühl kenn´ ich. Wirst es aber mit Sicherheit nicht bereuen. Das macht sich über die Jahre bezahlt.“ Jahre? Obwohl ich mich riesig drauf freue, wage ich noch kaum genauer an die Folgen des jetzigen geplanten Trips zu denken. Und er spricht schon von Jahren. Wir hatten zwar mal die Möglichkeit erörtert, auch weitere Touren zusammen zu gehen, wenn diese Tour den Nachweis bringt, dass es zwischen uns beiden weiter so stimmt und wir – über längere Zeit ausschließlich auf uns gestellt – gut miteinander auskommen. Aber ich bin mir zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht sicher, ob ich jemals wieder eine solche Tour gehen werde. Hier habe ich noch den Ausspruch von Tobi im Ohr: „Nach der ersten Tour dieser Art gibt’s nur zwei Möglichkeiten. Entweder Du bist voll dafür oder voll dagegen.“ Im Klartext: Immer wieder oder nie wieder. Naja – ich werde ja sehen was da noch so alles auf mich zu rollt………………..

Ich hatte ja schon angesprochen, dass ich zum Zweck des Konditionstrainings fast jeden Sonntag unterwegs bin. Das sind mal längere aber auch mal kürzere Strecken. Und die dabei zurückgelegte Entfernung schwankt immer so zwischen 15 und 25 km pro Tag. Nicht zuletzt dienen diese Touren natürlich auch dem Gewöhnen an die Kleidung, dem Einlaufen der Wanderschuhe usw. Dabei habe ich nicht nur einmal mit dem Gedanken gespielt, die Meindl-Stiefel auszuziehen, in irgendeine Ecke zu stellen und nie wieder hervor zu holen oder diese gleich wieder zu verkaufen. So enttäuscht war ich von diesen „Pantoffeln für die Berge“. Anfangs habe ich mich an die Steifheit gerade des Stiefelschaftes überhaupt nicht gewöhnen können und Druckstellen an den Knöcheln sowie teils starke Schmerzen im gesamten Fuß-, Waden- und Schienbeinbereich waren die Ursache, die mich nicht wenig an der Richtigkeit der Entscheidung für dieses Modell zweifeln ließen. Mit der Zeit aber haben sich diese Schwierigkeiten minimiert, die Stiefel sind durch entsprechende Behandlung etwas geschmeidiger geworden und nicht zuletzt führte auch eine etwas veränderte Schnürtechnik dazu, dass Druck und Schmerz beim gehen fast der Vergangenheit angehörten. Ganz und gar aber würde ich diesen Aspekt nie ausschalten können. Wie mir verschiedene Fachhändler versicherten, ist dies eine Eigenheit bei allen Modellen dieser Kategorie, welche ja auch für den Bergsport hergestellt werden und daher gerade im Schaft schon eine gewisse Festigkeit aufweisen müssen.

Im gleichen Fachgeschäft, in welchem ich die Stiefel kaufte und in etwa zur gleichen Zeit habe ich mir auch noch meine ISO-Matte besorgt. Auch ein Modell, welches auf Annraten von Tobias gekauft wurde. Es bleibt ja momentan auch gar keine andere Möglichkeit, als mich in diesen Sachen fast voll und ganz auf ihn zu verlassen. Habe ja selber nicht die geringste Outdoor-Erfahrung und bei ihm bin ich mir doch sicher, dass ich gute Beratung erhalte.

Den nächsten Knackpunkt sollte dann der Kauf eines geeigneten Schlafsacks darstellen. Und ganz ehrlich, wenn ich hier nicht bei der ganzen Sucherei irgendwann die Notbremse gezogen und mit „Augen zu und durch“ eine Wahl getroffen hätte, ich würde wahrscheinlich heute noch suchen oder irgendwann auf der blanken ISO-Matte nächtigen, weil ich mich fast nicht mehr in der Lage sah, eine Entscheidung zu treffen.
Gebraucht bei Ebay (hier kommt der Sparfuchs wieder durch :-) )? – Neu bei Ebay, wohl wissend, dass diese Neuware nicht unbedingt auch den entsprechenden Marken entspricht? – Oder doch besser im Fachgeschäft zu höheren Preisen? Daunenfüllung oder Kunstfaser? Welcher Temperaturbereich? Also blieb letztlich nix anderes, als mich wieder an meinen „Fachberater“ zu wenden. Und dessen Antwort: „Kann dir zwar einiges erklären über Temperaturbereiche, Vorteile und Nachteile von Daune oder Kunstfaser. Musst Du aber letztlich selber entscheiden – musst dich halt drin wohlfühlen.“
Na vielen Dank auch. Wie selber entscheiden, wenn ich noch nie in so einer Penntüte geschlafen habe? Und mal so ein Ding ausleihen und bei Nichtgefallen zurück geben, geht ja wohl schlecht. Also auch hier wieder mehr schlecht als recht – ich weiß nicht mehr, wie viele – Erfahrungsberichte gelesen, Preise und Qualitätsberichte verglichen und im Internet gesucht, bis ich schließlich auf einen mir sehr kompetent erscheinenden Fachhändler in Nürnberg stieß, welcher aussagt, selbst hunderte Nächte in den verschiedensten Schlafsäcken geschlafen zu haben. Das scheint mir schon mal eine ganz gute Grundlage für kompetente und ehrliche Aussagen zu sein. Auch bei anderen Ausrüstungsgegenständen überzeugt dessen Meinung. Und nicht zuletzt ist es der etwas unspektakuläre und nicht nur auf Werbung und Animation zum Kauf getrimmte Aufbau dessen Web-Seite, der mich dazu bewegt, hier länger zu verweilen und mich tiefer in die Produktbeschreibungen hinein zu lesen. Und nach einigen weiteren Emails zwischen ihm und mir zur Klärung noch vorhandener Unstimmigkeiten entschließe ich mich schließlich für das Modell Tibet 600 der Firma Carinthia (Österreich). Nach Aussage des Händlers ist dies ein Ganzjahres-Schlafsack, der auf Basis seines Temperaturbereiches sowohl in dem von uns geplanten Reisegebiet eingesetzt werden kann als auch gut geeignet ist für eine eventuell später folgende Tour in kältere Regionen. Im Nachhinein habe ich übrigens auch noch erfahren, dass dieser Händler tatsächlich zu Deutschlands kompetentesten Fachberatern und Ausrüstern in Sachen Outdoor, Trecking, Kanu- und Bergsport usw. gehört. Dazu stimmt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis hervorragend. War also doch eine recht gute Wahl und die Ausdauer beim Suchen hat sich gelohnt…………

Außer Wanderschuhen, Schlafsack und Trekkingsocken brauchte ich ja noch weiteres. Wie gesagt war ich zu diesem Zeitpunkt weder mit zweckmäßigen Kleidungsstücken noch mit anderen Utensilien ausgerüstet, welche für eine solche Tour benötigt wurden. Eine gute Jacke – am besten eine Doppeljacke mit ausknöpfbarem Fleece musste ebenso noch sein, wie Trekkinghosen, entsprechende Hemden oder T-Shirts, Unterwäsche, Gegenstände zur persönlichen Hygiene und anderes. Ein wenig Erfahrung hatte ich ja von meinen vielen Dienstreisen, aber auf einer solchen Wanderung werden andere Anforderungen an das alles gestellt, vor allem, was die Packgröße und damit das Gewicht der einzelnen Gegenstände betrifft. Hier musste letztendlich im wahrsten Sinne des Wortes mit jedem Gramm gerechnet und so weit als möglich an jedem Gramm gespart werden.
Dennoch stellte die Beschaffung dieser weiteren Kleidungsstücke und der anderen Dinge bei weitem keine so große Schwierigkeit dar wie die Beschaffung der Schuhe oder des Schlafsackes. In den entsprechenden Geschäften und im Internet waren diese Dinge recht gut zu haben.
Aus diesem Grund werde ich auch hier nicht näher auf diesen Part eingehen. Nur eines sei noch gesagt. Wir hatten uns während der gesamten Vorbereitungen in etwa daran gehalten, die Kosten in verträglichem Rahmen zu halten. Als ich aber schon einmal nur die Ausgaben für das bis dato besorgte Equipment saldierte, bin ich doch leicht erschrocken. Gut – diese Dinge wurden ja nicht nur für diese eine Tour beschafft. Dennoch stand zu diesem Zeitpunkt schon der stolze Betrag von etwa 800 Euro zu Buche. Und das, obwohl ich doch sehr darauf geachtet hatte, nicht alles unbedingt beim Fachhändler zu besorgen. Aber diese Ausrüstungsgegenstände haben nun mal ihren Preis und da der Trend in der Bevölkerung hin zum Trekking weiter im Steigen betroffen ist, ist auch kaum zu erwarten, dass diese „Apothekenpreise“ in absehbarer Zukunft nachgeben werden.
Dennoch konnte auch dieser kleine Schmerzpunkt meine oder besser unsere Vorfreude auf den gemeinsamen Urlaub in keiner Weise trüben.

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