Sonntag, 3. August 2008

Fernweh ist wie eine Sucht

Die skandinavischen Länder sowie auf der anderen Seite der Welt auch Kanada und Alaska sind von jeher meine absoluten Favoriten. Viel hätte ich damals dafür geben, diese Länder nur einmal bereisen zu dürfen. Zu DDR-Zeiten war das aber gänzlich unmöglich, zu West-Zeiten dann zwar nicht unerschwinglich aber dennoch zu teuer, zumal in dieser Zeit noch meine Familie und meine Kinder wichtiger waren als alles andere.

Länder mit unendlichen Weiten, mit Bergen, mit Wäldern, bei denen man ein Ende nicht mal erahnen kann, geschweige denn in der Lage ist, diese jemals zu durchwandern, Seen, Schnee, fast schon unheimliche Ruhe - derartige Länder faszinieren mich seit frühester Kindheit. Ich weiß nicht, wie oft ich als Junge in meiner Phantasie in die einsamsten und kältesten Winkel der Welt gefahren bin oder so Bücher wie „Wolfsblut" und „Der Ruf der Wildnis“ von Jack London oder „Die Reisen des Marco Polo" gelesen habe. Ich konnte jedenfalls mehrere Passagen dieser Bücher fast auswendig und hätte diese zu jeder Zeit zumindest sinngemäß wiedergeben können. Nicht nur einmal fand ich mich auf Grund dessen gedanklich irgendwo in Kanada wieder.
Innere Ruhe und Ausgeglichenheit, ja teilweise sogar der Drang nach Einsamkeit hatten schon im Jugendalter für mich einen sehr hohen Stellenwert und wenn ich einen solchen Reisebericht in die Hände bekam, hatten andere Bücher keine Chance mehr. Klar - gelesen habe ich immer schon viel - Bücher verschiedenster Fachgebiete. Aber der Art Bücher waren, soweit in DDR-Zeiten überhaupt zu erhalten oder auszuleihen, seit frühester Jugend meine fast wichtigste Freizeit-Lektüre und sind's bis heute geblieben.

Ausgehend von diesen Ur-Sehnsüchten ist vielleicht nachvollziehbar, wie ich mich in diesem Moment, als ich diese Mail gelesen hatte, gefühlt habe. Alle meine Gedanken drehten sich nur noch um diese eine Sache: Schweden. Ich will dort hin - auch wenn's alleine ist.
Das es grad' Tobi war, der mit dieser Mail und seinem Urlaub diesen Drang in die Ferne bei mir wieder auslöste, ist purer Zufall. Es hätte ebenso jeder andere Mensch sein können. So aber war für mich in diesem Moment klar, dass ich unbedingt die Gelegenheit nutzen musste, wenn Tobias zurück ist, mich mit ihm zusammenzusetzen um soviel als irgend möglich von ihm über diese Reise zu erfahren. Aus dieser Email herauszulesen, dass Tobias ebenso ein Liebhaber der nordischen Länder und ein der Natur verbundener Mensch ist, überraschte mich schon etwas. Hätte ich dem Kerl gar nicht zugetraut. Aber warum eigentlich nicht? Ich kann's nicht mit Sicherheit sagen. Vielfach herrscht ja doch die Meinung vor, dass Jugend + Urlaub = Party. Also Mallorca, Ballermann und der Genuss von Sangria oder anderer Alkoholika bis zum Umfallen sind „in". Oder auf Teufel komm raus den ganzen Tag in der prallen Sonne liegen und sich verbrennen lassen um dann mit Hilfe krebsroter Haut auch zeigen zu können, was für einen Super-Urlaub man doch hatte. Wen wundert's, dass auch ich bisher zu einem großen Teil diese Meinung über „Jugend-Urlaub" vertreten habe. Zumal ich auf mehreren Ungarn-Reisen oder auf Mallorca neben vielen schönen Eindrücken, welche ich als bleibende Erinnerung mit heim genommen habe, auch nicht wenige einschlägige Erfahrungen habe machen müssen. Um so mehr erstaunt es dann schon, wenn junge Menschen sich im Urlaub einen Rucksack aufschnallen und auf Wanderschaft gehen. Gigantisch.

Beim lesen dieser Email kam bei mir auch das erste Mal der Gedanke auf, dass wir uns nicht nur charakterlich ähnlich sind sondern eventuell auch in weiteren Interessengebieten als nur den beruflichen Grundlagen Gemeinsamkeiten vorzuweisen hatten. Also war in dem Moment klar, was ich zu tun hatte, wenn Tobias wieder im Dienst sein würde………

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